Pauschale Kürzungen im Haushalt Kronberg: Kritik am Haushaltsentwurf 2026
In der Kronberger Stadtverordnetenversammlung wurde am 1. Oktober ein Haushaltsentwurf für 2026 vorgelegt. Dieser bildet die finanzielle Grundlage für die städtischen Aktivitäten im kommenden Jahr und weist ein erhebliches Defizit aus, das unter anderem durch hohe Umlagen an den Hochtaunuskreis entsteht.
Kronberg ist dabei ein großer Einzahler und zeigt Solidarität mit finanziell schwächeren Kommunen im Kreis. Alle Fraktionen haben Anträge eingebracht, um politische Akzente zu setzen.
Folgen pauschaler Kürzungen im Haushalt Kronberg
Eine Gruppe von Parteien hat sich nun offenbar darauf verständigt, pauschale Einsparungen von zwei Prozent vorzunehmen. Bei einem Gesamtvolumen von rund 80 Millionen Euro entspricht dies etwa 1,6 Millionen Euro. Diese Einsparungen können nicht bei fest gebundenen Ausgaben wie Kreis- und Schulumlage, Gehältern oder vertraglichen Verpflichtungen erfolgen.
Damit rücken freiwillige Leistungen in den Fokus: Vereinsförderung, Seniorenarbeit, Märkte, Tourismus, Kirchenförderung, Grünflächenpflege und Klimaschutzmaßnahmen. Zusammen belaufen sich diese Positionen auf etwa eine Million Euro – deutlich weniger als das geforderte Einsparziel.
Aktives Kronberg warnt vor pauschalen Kürzungen im Haushalt Kronberg
Der Verein Aktives Kronberg fordert daher Transparenz. Es müsse klar benannt werden, welche Feste, Förderungen und sozialen Leistungen gestrichen werden sollen und welche Konsequenzen dies für Bürgerinnen und Bürger habe – insbesondere in einer Stadt mit hohem Seniorenanteil und starkem Vereinsleben.
Auch Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung seien gefährdet, obwohl die Stadt sich einstimmig das Ziel der Klimaneutralität bis 2035 gesetzt habe. Der Vereinsvorstand kritisiert zudem das Fehlen einer politischen Gesamtstrategie und fordert eine offene Debatte über Einsparungen, Ziele und Perspektiven für die Betroffenen.
Hier der genaue Wortlaut der Pressemitteilung:
Aktives Kronberg warnt vor pauschalen Kürzungen im städtischen Haushalt 08.12.2025
In der Kronberger Stadtverordnetenversammlung wurde vom Bürgermeister, dem Magistrat und der Verwaltung am 1. Oktober ein Haushaltsentwurf für 2026 vorgelegt. Seitdem befassen sich die Stadtverordneten mit diesem Entwurf, der die finanzielle Grundlage für die städtischen Aktivitäten im kommenden Jahr bildet.
Der Haushaltsentwurf sieht ein substanzielles Defizit vor, das sich u.a. aus den hohen Umlagen ergibt, die an den Hochtaunuskreis zu leisten sind. Kronberg ist großer Einzahler und damit solidarisch mit anderen Gemeinden im Hochtaunuskreis, denen es schlechter geht.
Alle Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung haben Anträge gestellt, mit denen sie Im Haushalt Akzente setzen wollen. Eine Gruppe von Parteien, die im Stadtparlament vertreten sind, haben sich nun offenbar darauf geeinigt, im neuen Haushalt „pauschale“ Einsparungen in Höhe von 2% vorzunehmen, deren Ausgestaltung und letztendlich Verantwortlichkeit sie bei der Verwaltung lassen wollen.
Das hört sich zunächst harmlos und vielleicht sogar sinnvoll an, ist es aber weder noch!
Der Haushalt 2026 wird ca. EUR 80 Mio. groß sein. Die von dieser Gruppe geforderten Einsparungen von 2% betragen also faktisch ca. EUR 1,6 Millionen!
Jeder städtische Haushalt enthält aber sehr große Verpflichtungen, die von der Stadt und ihren Gremien nicht beeinflusst werden können. Davon sind knapp unter EUR 40 Mio. allein schon durch die Kreisumlage festgelegt, weitere Verpflichtungen gibt es durch die Schulumlage, Gehälter und langfristige vertragliche Bindungen.
Die geforderten „pauschalen“ 2% Einsparungen beim Gesamthaushalt, in absoluter Zahl also ca. EUR 1,6 Millionen, können nicht auf diese Verpflichtungen angewendet werden und müssen an anderer Stelle erzielt werden.
Im Verhältnis zu den allen Parteien bekannten Verpflichtungen, stehen die freiwilligen Positionen, z.B. die Vereinsförderung in Höhe von unter EUR 300.000, – oder Seniorenbetreuung unter EUR 200.000, -Eine grobe Schätzung ergibt z.B. für Tourismus, Märkte, Seniorenarbeit, Kirchen‑ und Vereinsförderung, Grünflächenpflege zusammen EUR 1 Millionen.
Der Verein Aktives Kronberg fragt daher: „Werden also diese Ausgaben komplett gestrichen und wo sehen diese Parteien noch andere Sparmaßnahmen, um auf das Einsparungsziel von EUR 1,6 Millionen zu kommen?
Wie werden Entscheidungen getroffen, welche Feste von der Stadt nicht mehr unterstützt werden, welche Vereinsförderung wird gestrichen und welche Seniorenarbeit?
Gleiches gilt für die dringend notwendigen Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung, schließlich gab es eine einstimmige Entscheidung, die Klimaneutralität in Kronberg schon 2035 erreichen zu wollen?
„Um diese Aufgabe anzugehen und Maßnahmen, beispielsweise zum Hitzeschutz umzusetzen, braucht es einen Klimaanpassungsmanager, dieser wurde jedoch gerade wieder im HFA abgelehnt. Stromspeicher, um die Wirtschaftlichkeit der städtischen Fotovoltaikanlagen zu steigern und den produzierten Strom für den eigenen Bedarf sinnvoll einzusetzen, wurden ebenfalls abgelehnt, um nur einige Beispiele zu nennen“, kritisiert Andrea Poerschke, Vorsitzende des Vereins.
„Mit der Forderung nach einer pauschalen Kürzung wird dem Bürgermeister und der Verwaltung eine Rolle zugewiesen, die verantwortlich von den Fraktionen auszufüllen ist“, so Anita Lenz. „Unsere Forderung ist daher, dass die Parteien transparent und detailliert darlegen, an welchen sozialen und freiwilligen Leistungen sie sparen wollen und gleichzeitig die Konsequenzen klar benennen. Insbesondere in einer Stadt mit hohem Seniorenanteil und starkem Vereinsengagement, es geht hier um die gesellschaftliche Tragweite solcher Kürzungen!“
„Hinter dem Ansinnen den Haushalt mit pauschalen Kürzungen in den Griff zu bekommen, fehlt jede politische Strategie. Im Gegenteil: Aus unserer Sicht konterkariert sie die mit Mehrheit beschlossenen Ziele, die in der jüngeren Vergangenheit mit erheblichen Personalaufwand und finanziellen Mitteln verfolgt wurden. Es gibt seitens der Bürgerinnen und Bürgern deutliche Forderungen und Erwartungen als Steuerzahler an Stadt und Verwaltung haben, daher sollte klar kommuniziert werden wo eingespart wird, mit welchem strategischen Ziel und welcher Perspektive für die Betroffenen. Dass es Vorschläge zur Verbesserung der Einnahmeseite gab, die allerdings abgelehnt wurden, sei hier nur am Rande erwähnt“, so der Vorstand des Vereins Aktives Kronberg.



